Institut für Betrachtung
Daniel Hornuff
Praxis Dr.Kunst geschlossen (F.A.Z.)
Mit der Gegenwartsbezogenheit der Kunst- und Kunstmarktsberichterstattung der Frankfurter Allgemeine Zeitung ist es seit geraumer Zeit nicht mehr ganz so weit her - es sei denn, Jeff Koons hat Geburtstag oder eröffnet wieder mal eine Ausstellung. Dann gibt es schon mal wieder Raum für Kritik wie für kollaterale Publicity. Allein deshalb muss ein Artikel wie Daniel Hornuffs „Praxis Dr. Kunst geschlossen“ als Nachruf auf die so genannte Artistic Research ins Auge stechen. Der Artikel ist ebenso rechtzeitig wie relevant. Außerdem erinnert er an eine Zeit, als das Feuilleton der F.A.Z. ästhetisch-künstlerischen Debatten (jenseits von vorrangig soziologisch oder historisch interessanten Fälschungs- oder Restitutionsproblematiken) noch offen stand. Hornuffs Artikel ist relevant, weil er die Crux institutionell und politisch gewollter Nützlichkeitssimulation zusammenfassend schildert, die die diversen Praktiken der Artistic Research eint. Zugleich vermeidet er es diesen künstlerischen Ansatz gleich per se auf seine Eignung zum Ideologem einer in der Tat ja eindimensional ökonomistisch gewordenen Kulturpolitik zu reduzieren. Und er ist rechtzeitig mit seiner Diagnose des derzeitigen Zustands der Artistic Research als einem - dank der „Verschaltung von Politik, Verwaltungspraxis und Kunsttheorie“ - bloßen „Selbstbestätigungsprojekt“. Höchste Zeit wäre allerdings - gerne in aber auch außerhalb der F.A.Z. - Hornuffs Behauptung zu diskutieren, ob es wirklich ein Glück bedeutet, dass diese (Rück-)Entwicklung dieses gleichwohl in der künstlerischen Aus- und Weiterbildung ungebrochen populären Forschungsmythos an den, offenbar immer noch nur männlichen, „Künstlern“ tatsächlich, wie er sagt, „weitgehend spurlos“ vorbei gegangen wäre.
Daniel Hornuff, Artistic Research